Osnabrück und Typisch Norddeutsch Regionalwörter
IV Osnabrück und Typisch Norddeutsch
Diese Seite enthält eine Liste typisch norddeutscher Regionalwörter, die auch in Osnabrück gebräuchlich sind.
Die Wörter dieser Liste sind generell über ganz Norddeutschland verbreitet, also z.B. nicht nur in Niedersachsen, wie etwa bei der Liste 2.5.
Mit Norddeutschland (norddt) ist hier das ehemalige niederdeutsche Sprachgebiet gemeint, also das Sendegebiet des NDR (Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern), aber auch Westfalen, Lippe, der nördlichste Streifen Hessens um Korbach (zwischen Edersee, Hofgeismar und Landesgrenze zu NRW), die nördliche Hälfte Sachsen-Anhalts und das nördliche und mittlere Brandenburg. In dieser Definition hat Norddeutschland eine Fläche von 138,300 km².
Das niederfränkische Dialektgebiet, also den NRW Regierungsbezirk Düsseldorf, den Kreis Heinsberg und Teile des Oberbergischen Kreises (um Wipperfürth und Gummersbach) - beide im Regierungsbezirk Köln gelegen - habe ich dabei nicht zu Norddeutschland gezählt, ebensowenig wie das im NRW Regierungsbezirk Arnsberg gelegene Siegerland (Kreis Siegen-Wittgenstein).
In Berlin kennt man ebenfalls viele dieser Wörter, hat aber ansonsten auch ein eigenes "Vokabular" typisch berlinerischer Wörter (siehe die Liste 5.1, soweit auch in Osnabrück geläufig).
Die Wörter auf dieser Seite sind außerhalb Norddeutschlands und Berlin ungebräuchlich oder unbekannt.
Wort | Übersetzung od. Umschreibung | Beispielsatz | Herkunft und Bedeutung | vermutete Verbreitung | Anmerkungen und Quellen |
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Aas, das | unbeliebter, hinterhältiger Mensch | Du Aas ! | aus einem ndt Wort für „Arsch“ (Oo(r)s) | norddt | |
asen / aasen | verschwenden, vergeuden | Aas´ nicht so mit dem Klebstoff herum ! | nds osen ; ist mit ndt Oo(r)s verwandt | norddt | |
angeschickert | leicht alkoholisiert | jidd. schickern | norddt, westmdt1 | ||
angrabbeln | anpacken, anfassen, angrabschen | Du sollst mich nicht angrabbeln! | nds grabben = greifen, raffen, an sich reißen; engl to grab | norddt | |
Anrichte, die | ein zweistöckiger Küchenschrank mit Arbeitsfläche | darauf richtet man das Essen an | Westf, norddt | ||
Apfelgripsch | Kerngehäuse eines (abgenagten) Apfels | Griebs = „spätmittelhochdeutsch“ | norddt | im Rheinland „Apfelkitsch“ (westmdt)
| |
ausklamüsern | etwas ausarbeiten, erforschen, tüfteln; ist mit Nachdenken verbunden | Das müssen wir erst einmal ausklamüsern. | nds Klamüser = Grübler, spitzfindiger Geselle | norddt | |
Bagalut, der | Rüpel, Radaubruder, Schuft, Kleinkrimineller | nds, vermutl. aus engl „bag o' loot“ = Beutel mit Diebesgut | norddt | bekannt durch „Torfrock, die Bagalutenband“ Erklärung der Wortherkunft von Prof. Dr. Jochen A. Bär, Vechta | |
bamseln | baumeln; Nebenform zu bammeln | Die Schlüsselanhänger bamseln an der Hose. | nds bammeln = schaukeln, baumeln | regional; vermutl. norddt | |
bekakeln | bereden, erörtern | Habt ihr das schon bekakelt ? | nds kakeln = gackern | norddt | |
Bickbeeren | 1. Heidelbeeren 2. Kram, Siebensachen | nds = Heidelbeeren | norddt | ||
Bickbeerenkram | Kleinkram, unbedeutende Dinge, Bagatellen | Das ist doch Bickbeernkram ! | nds | norddt | |
bimmeln | klingeln, läuten | Die Glocken bimmeln. | mnds + lautmalend | norddt; mdt | |
bölken | 1. rülpsen; 2. brüllen, schreien | nds | norddt | ||
Bollen | Löcher in den Strümpfen | angebl. Berlinerisch | norddt | ||
bollerig | zu groß (bei Kleidungsstücken) | siehe „bollern“ | norddt ? | ||
bollern | zu groß sein (bei Kleidungsstücken) | Die Hose bollert. | mit poltern verwandt; nds bullern = poltern. Vgl. ugs. „bullern“. | norddt | woanders heißt bollern auch „sich ungehobelt benehmen“. Ich kenne „bollern“ nur von Kleidungsstücken. |
Borke, die | (Baum)rinde, Kruste auf einer Wunde | nds | norddt | Duden, VarWB | |
bräsig | schusselig, unbeholfen, grob; dämlich, träge, faul, langsam im Denken | nds eigentl kräftig, wohlgenährt | norddt | ||
Bratskartoffeln [´bra:ts-] | Bratkartoffeln | angeblich von einem Professor Brats erfunden | norddt | ||
Brock / Brook | (in Flurnamen) Bruch; eine sumpfige, tieferliegende Fläche; kann baumbestanden sein | mnds Brok - brechender Boden | norddt | ||
bubu machen | schlafen | Kindersprache ? | norddt, Berlin | ||
Buxe, die | Hose | nds Büxe = Hose | norddt | ist im Rheinland die Butz | |
Buddel, die | Flasche | nds; frz bouteille, engl bottle | norddt | ||
bullern | kochen des Wassers, brodeln | Das Wasser im Topf bullert (=kocht) | nds bullern = poltern; vgl. ugs. „bollern“ | norddt | |
butschern | Auto fahren. In Hamburg auch allgemeiner: herumstrolchen. | Wir butschern durch die Gegend. | norddt | ||
Butze, die | Verschlag, Holzbude | nds Buts = Schlafstätte in alten Bauernhäusern | norddt | ||
daddeln | machen, tun; leicht planlos an etwas arbeiten (herumdaddeln) | Ich habe heute nur so herumgedaddelt. | nds = tändeln, Zeit vertun | norddt | wird heutzutage überregional für "PC-Spiele machen" benutzt. |
Dödel, der | 1. törichter Mensch 2. (kurzer) Penis | Du Dödel ! | urspr eine kurze Pfeife | 1. ür2 2. norddt | |
Dösel | unaufmerksamer Mensch, Trantüte, Tollpatsch, Dummkopf (alles wohlwollend) | nds/hdt dösen = schlummern | norddt | ||
Döskopp, Döspaddel [dø:s-] | wie Dösel; auch als kumpelhafte Anrede gebraucht | Ey, Du Döskopp! ( = kumpelhafte Begrüßung) | nds/hdt dösen = schlummern | ruhr, westf, norddt | |
doll | sehr; stark | Du musst doller drauf drücken, damit es auf geht. | nds dull = heftig, stark, intensiv | norddt (in dieser Bedeutung) | |
Donnerlittchen ! | (ein Ausruf des Erstaunens, etwa:) Donnerwetter ! Mann, o Mann ! Alle Achtung ! Potzblitz ! | Ableitung von Donner und ostpreuß. Lichting = Blitz (duden.de) | norddt, auch Berlin und (Rhein-)Hessen | für mich typisch Westf/Lippe und Südnds. | |
dröge | trocken; auch als Eigenschaft von Menschen: wortkarg, wenig emotional | nds = trocken | norddt | Rheinländer titulieren Westfalen (zu Unrecht) mit dieser Eigenschaft (drüsch). | |
drömelig | benommen, verträumt, langsam | nds drömen=träumen; also „verträumt, träumerisch, schläfrig“ | norddt | ||
dröppeln | tropfen | nds Droppen = Tropfen | ruhr, westf; wohl ganz norddt | ||
dull, dulle | dumm, doof; langweilig | Komm, das ist doch dull ! | nds dull (versch. Bedeutungen, u.a. „verrückt“) | norddt | |
dune / duhne | leicht alkoholisiert | nds = betrunken | rheinisch; norddt | ||
Dussel (weiches s) | Tollpatsch, Trottel | verwandt mit nds (und ugs.) Dusel = Taumel, Halbschlaf | norddt | ||
Enkelknochen | Knöchel, hervorstehender Knochen | nds Enkel = Knöchel | norddt | ||
fickerig | unruhig, nervös | vom alten Sinn von „ficken“ = „heftig hin- und herbewegen“ | norddt | ||
Fisematenten (Pl.) | Unsinn, Mätzchen, Abschweifungen, Ausflüchte | Mach keine Fisematenten ! | aus Visamenten und Visaepatenten (lat) | ür | wird oft als typisch berlinerisch oder rheinisch angesehen, ist aber auch bayerisch. |
fisseln (weiches s) | leicht regnen, fein regnen | nds; als „in Fäden regnen“ mit Fitz = (verwirrte) Fäden verwandt ? | ruhr; norddt | ||
fisselig (weiches s) | Feinarbeit erfordernd, schwer zu entwirren; fein, verworren (Haare) | Die Frau hat fisselige Haarspitzen. Was für eine mühselige, fisselige Arbeit ! | mit fitzelig verwandt und damit mit Fitz = (verwirrte) Fäden ? | landschaftl., vermutl. norddt | |
Flunke, die | Hand | Ich hab kalte Flunken. Reich' mir die Flunke ! | nds = Flügel | norddt | |
Fluse, die | Fussel, herumfliegender Stoffrest | nds Fluus, auch mit Flausch verw. | norddt | ||
Forke, die | Mistgabel, Heugabel | nds = (zweiklinkige) Gabel; mit lat furca u. engl fork verw. | norddt | auch: Mistforke | |
Frostköddel | jmd, der häufig friert | OS, OWL, Westf; norddt | man kann ihn/sie auch Frostbeule nennen | ||
Gebamsel, das (kurzes a) | herunterhängendes Zeug, z.B. Fäden oder Schnüre | nds bammeln = baumeln | norddt od. ür | ||
gekrüselt | gedreht, gewellt, gelockt | Die Blätter der Pflanze sind gekrüselt / haben sich gekrüselt. | nds krüseln = kräuseln, sich wellen, sich in Locken legen | norddt | |
Glatzenschneider | Friseur | aus Berlin | norddt, oder nur veraltend und ür ? | ||
glibbern | wackeln, schwabbeln, glitschig sein | Das Gelee ist glibberig. Der Wackelpudding glibbert. | nds Glibber = Gallert | norddt | |
glitschen | gleiten, schlittern auf einer Eisfläche | Wir sind mit den Schlittschuhen über den See geglitscht. | nds glitsken | norddt; evtl. weiter verbreitet | |
glubschen | stieren, böse gucken | Glubsch' mich nicht so an! Was glubscht du ? | nds glupen = glotzen, stieren | norddt | |
gnartschig (langes a, r hört man nicht) | mürrisch, verstimmt; auch gnatschig, gnatzig; = knartschig | Der Alte ist gnartschig, ihm ist eine Laus über die Leber gelaufen. | als knatschig ugs bekannt | als gnatzig norddt; als knatschig ür | www.enzyklo.de/suche.php |
gniepen | blinzeln, zwinkern | Ich muss gniepen, wenn ich in die Sonne gucke. | nds kniepen = kneifen; nds kniepögeln = die Augen zusammenkneifen | norddt | |
Göre, die | ein ungezogenes Mädchen | nds; mit engl girl verwandt ? | |||
grabbeln | mit den Fingern packen; auch: herumtasten | Was grabbelst du da herum ? | nds grabben = raffen, an sich reißen; engl to grab | norddt | |
grienen | grinsen, den Mund verziehen; schief oder gekünstelt lachen | nds grienen = weinen | norddt | ||
Harke, die | ein Gartengerät mit langem Stiel und quer dazu in einer Reihe angeordneten Zinken zum Auflockern des Bodens (Rechen), aber auch für ein fächerförmiges Gartengerät zum Zusammenharken von Laub verwendet (Laubrechen). | mit engl harrow (Egge) verwandt ? | norddt | „Rechen“ verwende ich nur für ein größeres, landwirtschaftliches Gerät (Heurechen). | |
Henkelpott | (scherzhaft) ein Kind mit abstehenden Ohren, Segelohren | nds Pott = Topf | norddt | ||
jackelig | unruhig, zappelig, nervös, hibbelig | nds jackeln = wackeln | norddt | ||
janen / jahnen | gähnen; den Mund aufreißen | Nach einer Weile waren alle am Jahnen. | nds | norddt, selten | |
janken | komische Geräusche machen: seufzen, stöhnen, ächzen; klagen, jammern; (bei Hunden) jaulen, winseln | nds | norddt | ||
jau | ja | jau, dat machen'wer so. | norddt | ||
jöhlen | schreien | norddt Form zu johlen; OS Platt jöülen | norddt | ||
Kabbelei, die | Zank, Streit, Rauferei (eher sanft) | nds kabbeln = zanken, streiten | norddt | ||
sich kabbeln | 1. sich streiten, balgen 2. „kabbelnde See“ : sich hin- und her bewegen, gegeneinander laufen | nds | 1. v.a. norddt; 2. Seemannssprache | ||
kakeln | reden, sich unterhalten, schwatzen, viel oder albern reden | Kakelei = Gerede, albernes Geschwätz | nds = gackern | norddt | |
kalbern / kalwern | sich albern benehmen, herumbalgen; albern | Kinder, kalbert nicht so herum ! | nds kalvern = albern | kalwern: norddt, kalbern: ür | |
Kawenzmann, der | ein großes Ding | Das ist aber ein ganz schöner Kawenzmann ! | in der Seefahrt: eine Riesenwelle; angebl. aus dem lat. cavent = „Bürge, Beistand, Gewährsmann“ | norddt | Duden-Schreibweise ist „Kaventsmann“; http://www.enzyklo.de/suche.php?woord=Kaventsmann; praktisch gleichbed. mit dem ebenfalls ugs. Wort „Oschi“ |
-ken | -chen (die Verkleinerungsform) | Schnäpsken, Tschüssken, 'n Bissken, Stöcksken, ... | nds | Westf, norddt | wenn das Wort auf g oder k endet, lautet die norddt Verkleinerungsform „-sken“ |
Keule, die | 1. Freundin, attraktives junges Mädchen 2. Kumpel, Bruder, Schwester | Er hat seine Keule mitbegracht. | aus dem Berlinerischen. Verkürzt aus „Briezkeule“ | 1. ruhr, Westf, Nds... (westl. Norddt) 2. berlin, östl. Norddt | www.cosmiq.de/qa/show/3368991/warum-sagt-man-zu-einem-guten-freund-auch-keule/; http://board.gulli.com/thread/770675-was-versteht-ihr-unter-dem-wort-keule; aus OS kenne ich nur Bed. 1. |
keulen | schwer tragen, hart arbeiten | berlin, norddt | |||
kiebig, kiebisch | widerborstig, zänkisch, frech, stur, vorlaut | Reiz' ihn nicht, sonst wird er kiebig. | nds kiwen = zänkisch; mit keifen verwandt | norddt, Hessen | |
kieken | gucken, schauen | Da müssen'wer mal kieken... | nds | norddt | i.a. wird aber „kucken“ verwendet |
Kinner (Pl.) | Kinder | Mensch, Kinners ! (kumpelhafte Anrede an eine Gruppe, muss nicht auf Kinder bezogen sein) | nds | norddt | |
Kittauge | blaues Auge (blau geschlagen), geschwollenes Auge | norddt + ? | |||
Kiwitt | der Laut (Ruf), den der Kiebitz macht; der Vogel selber | nds = Kiebitz | norddt | ||
Kladderadatsch [-´da:tsch] | hingeworfenes Zeug, Klumpatsch; Klamottem; auch allg. „Zeug“ (von dem man zu viel hat); Geraffel, Gesumse | Was mach' ich jetzt mit dem ganzen Kladderadatsch ? | aus Berlin | Berlin, norddt | |
klaterig | ärmlich, armselig, heruntergekommen | nds | norddt | ||
kleen | wird zuweilen für klein benutzt | nds (neben lütt); berlinerisch | norddt | ||
Klöten | Hoden | nds; von Kloot = Kugel, Kloß, Klumpen | norddt | ||
klöterig | heruntergekommen, brüchig, klapperig; erbärmlich; = klaterig | nds | norddt | ||
klüngeln | trödeln, langsam sein | Er klüngelt immer herum und wird dann zu spät fertig. | norddt | lt. Duden landschaftl. (in dieser Bed.); http://universal_lexikon.deacademic.com/52266/kl%C3%BCngeln; im Rheinland bedeutet das Wort dagegen „Vetternwirtschaft betreiben; geheime Absprachen treffen und sich dadurch gegenseitig Vorteile verschaffen“. Dazu würde ich „kungeln“ sagen. | |
Klüngelpott | Trödler, langsamer, auch vergesslicher Mensch | norddt | |||
klüren | unordentlich malen, ausmalen; (mit Farbe) schmieren | Was ist denn das für ein Geklüre und Geschmiere ? | nds Klöör = Farbe; nl Kleur | norddt | sehr selten; eigentl. platt als „klieren“ im „Braunschweiger Mundartwörterbuch“ verzeichnet: www.der-klinterklater.de/wbuch/wbuchjk.html |
Klüsen (Pl.) | Augen | nds Klüüs = Loch in der Bordwand eines Schiffes | norddt | ||
Knicker, die | Murmel aus Glas | nds | norddt | ||
kniepig | geizig, knauserig | von nds kniepen = kneifen | norddt; auch bsd ruhr, Westf | ||
Knies, der | nicht offen ausgetragener Streit, Unstimmigkeiten, Meinungsverschiedenheiten | Die beiden sind schon wieder im Knies. | aus dem nds; mit Knauser (Geizhals) verwandt | norddt; auch bsd ruhr | |
Kotten, der | Landhaus; alter Bauernhof | nds = kleines Haus; vgl engl cottage | norddt | ||
Kolk | (in Flurnamen) eine mit Wasser gefüllte Vertiefung | nds; von Kule = Kuhle, eine Grube: daher Küleke, Külke oder Kolk. | norddt | www.wallhecke.de/Niederdeutsch/niederdeutsch.html | |
sich krüseln | sich kräuseln, drehen, wellen | Die Haare krüseln sich (zu Locken). Der Stoff krüselt sich (wird kraus). | nds krüseln = (sich) kräuseln; Krüsel = Kreisel, Wirbel | norddt | vgl. (westf.) krusselig |
krüselig | gekräuselt, kraus, gedreht, gewellt | Die Haare sind krüselig (gelockt). | nds = kraus, nicht glatt | norddt | |
kucken | gucken, schauen | Kuck mal ! | die Aussprache mit „k“ vorne ist sicher an nds „kieken“ angelehnt. | norddt | „schauen“ habe ich als Kind / Jugendlicher nie verwendet, immer nur „kucken“ |
lömerig | undurchsichtig (Flüssigkeit, Scheibe), trübe, nicht klar | Das Wasser im Teich sieht heute lömerig aus. | nds = trübe, nicht klar | norddt | im Rheinischen (Kölsch) bedeutet es „müde, träge, duselig“. „Ich fühle mich heute ganz lömerich“. |
lütt, ein Lütter / Lüttker | klein, ein Kleiner | Pass mal auf die Lütten auf. (Kinder) | nds; verw. mit engl little und mhdt lütz/lützel (z.B. in Lützelburg [mdart. Lëtzebuerg, unter frz. Einfluss verschriftlicht Luxemburg] = kleine Burg) | norddt | |
Männeken, das | Männchen, kleiner Mann | z.B. in „i-Männeken“ = Erstklässler, Kind am Tag der Einschulung | ndt Verkleinerungsform | norddt | im Rheinland „i-Dötzchen“ |
Mäusepingeln | Klingelstreich, bei dem Kinder klingeln und dann schnell weglaufen | Komm, wir machen Mäusepingeln ! | mnds Pingel = kleine Glocke | norddt | im Rheinland „Klingelmäuschen“ |
malle | verrückt, verwirrt, dumm, blöd, bekloppt | bin ich/biste malle, oder was ? | nds / ndl mal = töricht, närrisch; mit lat. malus = schlecht verw. ? | norddt | „bsd. norddt“ lt. duden.de |
mis / miß / miss | verfehlt, fehl, falsch, verkehrt (als Adverb gebraucht) | Das „s“ in „Rednerspult“ ist mis. | nds; auch nl; vgl engl missing; plattdt: „dat Ding geiht mis“ - die Sache schlägt fehl. | norddt, selten oder aussterbend | |
Muckel, der | eingschnappter, träger, schwer zu motivierender Mensch | nds muksch = beleidigt, eingeschnappt | norddt | ||
muckelig | 1. eingeschnappt, beleidigt, sauer, verdrießlich 2. mollig warm | Er ist mal wieder muckelig (eingeschnappt). | für 1. wird in Norddtl. angebl auch muksch (=nds) verwendet, in OS/OWL aber eindeutig muckelig. | norddt; die 2. Bed könnte noch enger regional begrenzt sein | |
muckeln | schmollen, beleidigt sein; auch: nörgeln | Er muckelt wieder; Er muckelt herum (ist mies drauf). | zu nds muksch = eingeschnappt | norddt | |
müffeln | riechen, leicht stinken | Der Käse müffelt, die Füße müffeln. | von Mief, Muff | norddt + landschaftl. | im Kölschen: ´n Happen essen: „jet ze müffele“ = etwas zu essen |
Muff, der | leicht modriger Geruch, Mief | Hier hängt ein Muff in der Luft. | offenbar mit müffeln verw. | norddt | norddt lt. duden.de |
Mull, der | weicher, lockerer Humusboden | ndt Mull = trockene Erde, Staub; mit (Stern)Mull, Maulwurf, engl. mull und mole verw. (jmd, der in der Erde lebt); wohl auch mit Müll = „Zerriebenes“ | norddt | http://www.ov-online.de/jahr-der-woerter/ (Februar), duden.de | |
nöckern | meckern, nörgeln | Nöcker nicht so herum. | nds = nörgeln | norddt | in OWL nöckeln; „Der Nöckergreis“ ist ein Werk von Wilhelm Busch. |
oll | alt | Schmeiß' die ollen Klamotten doch weg ! | nds = alt | norddt | wird auch in OS so verwendet, obwohl „alt“ im osnabrücker Platt „aul“ heißt und „oll“ im OS Platt „all/alles“ bedeutet (s. „Olle Use“). |
die Ollen | (abschätzig) die Eltern | Ich muss um 12 Uhr bei meinen Ollen sein. | nds = die Alten, auch nds Öllern = Eltern | norddt | |
Paddel, der | ungeschickter, unbeholfener Mensch, Tollpatsch | nds Battel < Büttel (Handlanger,Laufbursche) | norddt | z.B. in „Döspaddel“ | |
paddelig | ungeschickt, unbeholfen, tollpatschig | nds | norddt | ||
Pelle, die | die Haut eines Menschen | Rück' mir nicht so dicht auf die Pelle ! (halte Abstand !) | aus Berlin, von nl Pel = Haut < lat pellis | norddt | |
piffken | pfeifen, flöten; laut und unmelodisch Flöte spielen | Hör auf zu piffken ! | aus einem ndt/mdt Wort für „pfeifen“ | norddt | |
Pin(n), der | Schnapsglas (2 cl) | wohl mit Pinn(e) = Zinne, Zapfen, Pflock verw. | norddt ? | steht nicht im Duden. Bei google-Suche kaum existent. LVR-woerterbuch: Pinneken am Niederrhein, weiter südl. bis Köln Pinnchen. | |
pingeln | klingeln | nds Pingel = Glöckchen, kleine Schelle | norddt | ||
Plörre, die | verdünnte Flüssigkeit; insbd. verdünntes Getränk, besonders Kaffee | nds Plörr | norddt | ||
Plünnen (Pl.) | alte Kleidungsttücke; auch abschätzig für Kleidung, die man nicht mag | mnds Plunder = Hausrat,Wäsche; seemannsspr. für Segel | norddt | ||
pöttkern | töpfern | nds Pott = Topf | norddt | eigentl. Platt | |
Pott, der (I) | Klo, Abort | ich geh´ ma´ auf´n Pott. | nds; wohl weil man sich früher auf einen Topf (Nachttopf) setzte, um zu „machen“ | norddt | www.atlas-alltagssprache.de |
Pott, der (II) | ein großes Schiff | Da kommt ein dicker Pott. | seemannsspr.; wohl als Spottname für ein Schiff („schwimmender Topf“) | norddt | |
potten | einpflanzen; auch einlochen beim Golf | nds Pott = Topf | norddt | ||
Proppen, der | Stopfen, Propfen, Flaschenkorken | nds Proppen = Korken, Propfen | norddt | ||
Puckel, der | Rücken | Das Motorrad hat schon 20 Jahre auf´m Puckel. | nds = Buckel | norddt | |
pulen | mit den Fingern etwas bearbeiten und dabei Teile davon entfernen; stochern, bohren | in der Nase pulen; Kerne aus einer Frucht herauspulen | nds | norddt | |
pullen | (ein Ruderboot) rudern = an den Riemen ziehen | Ihr müsst stärker pullen, wenn ihr das andere Boot noch überholen wollt. | mit engl to pull = ziehen verw., Seemannsspr. | norddt | |
Pusche, die (kurzes u) | Hausschuh | auch: Komm in die Puschen ! (= werd` fertig !) | wohl von poln papuc | norddt (mit Niederrhein), ohne Brandenburg | atlas-alltagssprache.de |
Putzer, der | Friseur | von putzen | norddt | ||
quackeln | tratschen, quatschen, viel reden, quasseln; auch: Unsinn reden | eine weitere Form aus der Familie quaken, quatschen, quatern, quasseln; nds | norddt | ||
quaken | (unaufhörlich) reden | Wann hört sie endlich auf zu quaken ? | nds = lang und breit reden; wohl mit quatschen und quatern verwandt | norddt | |
quatern | locker miteinander reden | nds | norddt | ||
sabbeln | schwätzen, reden | Hör´ endlich auf zu sabbeln ! | nds/hdt; Nebenform von sabbern | norddt | lt. Duden norddt |
Schäse, die | Sofa | von frz la chaise longue („langer Stuhl“) | norddt | In Norddt. denkt man dabei zuerst an ein Sofa, im Rheinland, RhPfalz, Baden, Elsass... zuerst an ein klappriges Auto. Die Bed. „klappriges Auto“ ist weiter verbreitet als Sofa, da letzteres auch Schäselong (o.ä.) genannt wird. www.abendblatt.de/hamburg/article1254002/Sprechen-Sie-Hamburgisch-258.html; in Oberlausitz auch Auto/Kutsche: www.oberlausitzer-woerterbuch.de/buchstabe-s | |
Schiete / Schiet / Schitte / Schitt | Scheiße, Scheiß | So ein Schitt / Schiet ! | nds | norddt | |
Schmacht, der | Hunger, großer Appetit | Ich hab´ Schmacht. | nds Smacht = Sehnsucht, Verlangen; Hunger | norddt | Die Bedeutung „Hunger“ ist typisch norddeutsch. Als „Sehnsucht, Verlangen“ ist das Wort in ganz Dtld. bekannt. |
Schmadder, der | feuchter Dreck, Matsch | Nebenform von Schmodder; mit Schmutz und engl. smut verwandt | norddt | ||
schmaddern | schmieren, verschmutzen; = schmoddern | Nebenform von schmoddern; mit Schmutz und engl. smut verwandt | norddt | ||
schmöken | (genüsslich) (Zigarette, Tabak) rauchen | Lass´ uns eine schmöken (Zigarette). | nds smöken = rauchen; vgl engl to smoke | norddt | |
schmökern | 1. lesen 2. rauchen (=schmöken) | 1. Ich schmökere in dem Buch. 2. Wir wollen eine schmökern gehen. | 1. ür 2. norddt | ||
Schnack, der | dummes Gerede, Unsinn; eine nicht ernst gemeinte, witzige Bemerkung, witziger Spruch | „Nich´ lang´ schnacken – Kopp in´ Nacken“ (norddt. Trinkspruch) - Das ist so´n Schnack (nicht ernst gemeintes Gerede) | zu nds schnacken = reden, sprechen, sich unterhalten | norddt | |
Schnute | Mund | Du hast Nugatcreme um die Schnute. | nds = Schnauze | norddt | Im Rheinland die „Schnüss“ |
schrappen | abschaben, abkratzen, schleifen | Du bist mit dem Kotflügel haarscharf an dem Poller entlanggeschrappt. | nds = kratzen, schaben; vgl. (westfälisch) schrabben | norddt | |
schwatt | schwarz | Draußen isses schwatte Nacht. | nds | norddt | |
spillerig | dünn, dürr, spindeldürr | nds Spill = Spindel | norddt | ist auf http://www.ommawoerter.de (typisch OWL) | |
Spucht, der | kleiner od. schmächtiger Mensch / Mann, Hänfling; man traut ihm nicht viel zu | angebl. über „Spuch“ (eine alte Nebenform von Spuk) mit Spuk verwandt | norddt | ||
spüttern | regnen; wird auch für „spucken“ benutzt | Nu is dat ja mal wieder ganz schön am Spüttern ! | nds = besprengen, spritzen, sprühen | norddt | |
stippen | trockene Nahrungsstücke (meist Gebäck) in ein Getränk tunken, um sie dadurch weich zu machen | Opa stippt den Keks ein. | nds = kurz eintauchen; mit steppen und stechen verwandt | norddt | |
strullen | pinkeln | nds = sprudeln, strudeln | norddt | auch: strullern | |
Stulle, die | ein belegtes Brot | aus Berlin; aus nl stul = Brocken, Stück Butter | norddt | ||
süppeln | trinken. Langsam und gemächlich trinken. Kann auch „viel (Alkohol) trinken“ bedeuten. | Opa süppelt sich einen (z.B. ein Glas Cognac). | nds supen = saufen | norddt | im Rheiland ist „süffeln“ bekannt. |
Tacken, der | Zahn, Zacken; ´n Tacken = ein bißchen, ein Tick, ein Quäntchen | ´n Tacken zulegen = schneller, stärker machen; ´n Tacken mehr = ein bißchen mehr. Heute ist es draußen noch ´n Tacken heißer als gestern. | nds = Zacke(n) | norddt | Auch typisch Ruhrdeutsch. Die Redewendung „´n Tacken zulegen“ ist offenbar überregional gebräuchlich. „Tacken“ wird angeblich auch für Groschen und neuerdings Euro benutzt, ist mir aber in dieser Bedeutung unbekannt. |
tapern | gehen; leicht planlos herumlaufen; unsicher, herumtastend gehen; auch: „herumtapern“ | Ich bin zur Post getapert (gemütlich gegangen). | zu mnds tapen = tappen | norddt | |
tschüssken | ein vertrauliches „tschüss“ (plattdt. Verkleinerungsform) | norddt | in Köln sagt man „tschö“ | ||
tüddeln | 1. unruhig Gegenstände hin und her bewegen 2. Zeit verplempern | nds tüdern = binden, wickeln, haspeln, verwirren | norddt | ||
tüddelig | leicht verwirrt, zerstreut, vergesslich | Oma wird langsam tüddelig. | nds tüdern = binden, wickeln, haspeln, verwirren | norddt | |
verdaddeln | 1. etw verlieren, verlegen 2. etw verpassen, verfehlen , vertun, verspielen, vergeuden | 1. Ilse hat schon wieder ihre Brille verdaddelt (verlegt.) 2. Ich hab´s verdaddelt (eine Chance vertan). | nds | norddt | |
verhackstücken | 1. auseinandernehmen, zerlegen, verreißen, verarbeiten 2. besprechen, erklären, (etwas) verhandeln | In Deutsch haben wir den Faust verhackstückt (= durchgenommen, besprochen). | 2. norddt (lt Duden) | Ich hätte gar nicht zwischen zwei verschiedenen Bedeutungen unterschieden, habe das aus dem Duden übernommen. Ich habe es immer in der 2. Bedeutung verwendet. | |
verknusen | verkraften, wegstecken, „ab können“; eigentlich nur in „etwas nicht verknusen können“ | Dass der Heinz gegen ihn im Schach gewonnen hat, konnte er nicht verknusen. | nds = verdauen | norddt | Im Rheinland kennt man (wenn überhaupt) „verknausen“ |
(sich) vertüddeln / (sich) vertüddern | sich verheddern, verhaspeln, verknoten, verhaken | Das Garn hat sich vertüddelt. Sie hat sich bei ihrem Vortrag vertüddelt (ist durcheinander gekommen). | nds tüdern = binden, wickeln, haspeln, verwirren | norddt | „vertüddern“ (ohne sich) bedeutet in Norddtld auch „befestigen, festzurren“. |
Wuppdich | nur in „in einem Wuppdich“= in einem Schwung, mit einem Male, auf einen Schlag | mit wuppen verwandt, auch von „Wupps“ (= Schwung) | urspr. norddt, heute wohl in ganz Dtld bekannt | ||
wuppen | 1. etwas Schweres hochheben 2. eine schwierige Aufgabe erledigen, bewältigen, schaffen | Ich habe die Pumpe auf den Tisch gewuppt (hochgehoben). | nds = stemmen, tragen | 1. norddt 2. ür | |
Zieselmännchen / Zisselmännchen (weiches = stimmhaftes s), das | ein kleiner Feuerwerkskörper, z.B. eine Matte; auch als „Lady-Kracher“ bekannt. | Zissel- kommt von nds sissen (vorne mit scharfem s gesprochen) = zischen; das Geräusch von sprühenden Funken; engl to sizzle | norddt mit Berlin; Westf, ruhr, Siegerland; im Rheinland Randgebiete zu Westfalen (z.B. im Berg. Land). | weiter verbreitet ist die Variante „Zisselmännchen“. Beide Varianten stehen nicht im Duden. Im ravensberger Platt hießen die Dinger „Sissemännken“, vorne mit scharfem s (also ßissemännken) gesprochen. Im osnabrücker Platt wahrscheinlich auch. | |
Quellenverzeichnis / Abkürzungen :
1 westmdt: zu Westmitteldeutschland zähle ich: Landesteil „Nordrhein“ von Nordrhein-Westfalen (also Regierungsbezirke Köln und Düsseldorf), das Siegerland (NRW-Kreis Siegen-Wittgenstein), Rheinland-Pfalz, Hessen (ohne einen kleinen nördlichen Streifen um Korbach), das Saarland und Randgebiete von Bayern und Baden-Württemberg (1,300 km²). Die Fläche dieses Gebietes beträgt 57,900 km². Mit „westmdt“ gekennzeichnete Regionalwörter sind auch in Ostbelgien und Luxemburg verbreitet.
2 ür = überregional; in ganz Deutschland gebräuchlich, oder sogar im gesamten deutschen Sprachgebiet.