Dialekt im Rheinland Dialektale Wörter und Ausdrücke in der Region Köln-Bonn. Kölsch, Vorgebirgsplatt, Bönnsch.
VII.2 Dialekt im Rheinland
Die hier aufgeführten Wörter und Redewendungen sind mir seit 2005 im Rheinland selber begegnet.
Meist werden sie in einem Kontext benutzt, in dem Dialekt gesprochen wird, z.B. im familiären Berech, in einer Kneipe (Stammtisch) oder von älteren Leuten. Sie kommen häufig in Karnevalsliedern vor. Sie finden sich aber auch in schriftlicher Form auf Hinweisschildern, Schriftzügen oder als Teil von Namen oder Mottonamen (z.B. "Arsch huh - Zäng ussenander").
Darüber hinaus sind mir diese Wörter aber in der Region auch schon das ein- oder andere Mal in der Umgangssprache begegnet - also im Gespräch in vertrauter Umgebung, in dem eigentlich kein Platt gesprochen wird. Im Gegensatz zu den Wörtern der Liste VII.1 (Umgangssprache) ist dem Sprecher / der Sprecherin bei diesen Wörtern aber bewusst, dass es sich um dialektale Wörter handelt. Das wird auch ganz bewusst so eingesetzt, um Nähe herzustellen. Da der Dialekt hier - im Gegensatz zu Norddeutschland - noch einige gesellschaftliche Bereiche besetzt (Karneval, diverses Liedgut etc.) darf ein Sprecher auch bei den meisten Gegenüber davon ausgehen, dass diese Wörter verstanden werden.
A. Gebrauch Dialekt und Umgangssprache
Daran kann man schon sehen, dass die Unterscheidung zwischen Dialekt und Umgangssprache bei vielen Wörtern im Rheinischen subjektiv ist. Die Trennung zwischen Dialekt und Umgangssprache ist im Rheinland nicht so strikt wie in Norddeutschland. Das ist ein bekanntes Phänomen. Die süddeutschen (und mitteldeutschen) Dialekte sind dem Standarddeutschen ähnlicher als das norddeutsche Platt und können daher leichter mit diesem - zur einer regionalen Umgangssprache - vermischt werden. Außerdem hängt es von vielen Faktoren ab, wie ein Sprecher , der sowohl Dialekt als auch die Hochsprache beherrscht, sich letztlich in der Wortwahl entscheidet :
- Alter des Sprechers / der Sprecherin
- regionale und soziale Herkunft des Sprechers / des Gegenübers (wurde in der Kindheit Dialekt gesprochen ?)
- Bildungsstand des Sprechers / der Sprecherin (Arbeitermilieu vs. akademisches Umfeld)
- Beziehung zwischen Sprecher und Adressat(en) : Wie lange und wie gut kennt man sich schon ? Redet man unter Verwandten, unter Freunden, unter Fremden ?
- sozialer Stand des Sprechers / sozialer Stand des Gegenüber (z.B. Chef vs. Angestellter)
- Umgebung und soziales Umfeld des Gesprächs: ländliche Gegend oder Großstadt
- Situation des Gesprächs: familiäre Umgebung oder eher offizieller, formeller Anlass
- Identifikation des Sprechers mit "Kölsch" als Sprache / mit "seinem" Dialekt
- persönliche Vorliebe des Sprechers für Dialekt(e) (kann von ausgeprägter Affinität bis hin zur Abneigung reichen)
- Sinn und Zweck des Gesprächs: - welches Publikum möchte der Redner erreichen ? - welche Assoziationen möchte der Redner in der Zuhörerschaft wecken ?
Bzgl. des Gebrauchs von Dialekt und Umgangssprache habe ich übrigens in dem Dorf, in dem ich wohne, folgende Beobachtungen gemacht:
- die Generation "Großeltern" spricht untereinander Dialekt (Vorgebirgsplatt), soweit der Sprecher / die Sprecherin in der Region aufgewachsen ist.
- die Generation "Großeltern" spricht mit ihren Kindern, Enkelkindern und Schwiegerkindern (auch Zugezogenen) ebenfalls Platt. Daran kann man ablesen, dass Platt die vertraulichste Sprachform ist.
- zu Fremden (auch Zugezogenen) spricht die Generation "Großeltern" Hochdeutsch. Zuweilen wird man jedoch freundlich auf Platt begrüßt ("Daach!").
- die Generation "Eltern" spricht, soweit sie in der Region aufgewachsen ist, entweder auch Platt oder - eher - eine stark dialektal eingefärbte Umgangssprache (basierend auf Standarddeutsch).
- die zugezogene Generation "Eltern" spricht die Umgangssprache (nicht: den Dialekt) ihrer Herkunftsregion weiter. Dabei passt sie sich mit länger werdender Aufenthaltsdauer immer weiter der regionalen Umgangssprache an, erreicht diese jedoch nie ganz. Insbesondere wird die Lautfärbung der Herkunftsregion beibehalten (z.B. Fränkisch, Norddeutsch, Sächsisch - oder ein nicht-deutscher Akzent).
- die Kinder sprechen die regionale Umgangssprache mit der charakteristischen regionalen Lautfärbung (z.B. rheinisch "isch" anstatt hdt "ich") in mehr oder minder starker Ausprägung. Bei Kindern der Zugezogenen ist die Ausprägung geringer als bei Kindern der Einheimischen, aber auch vorhanden. Die Kommunikation der Kinder untereinander - z.B. in der Schule - formt (insbesondere mit steigendem Alter der Kinder) die Sprachausprägung der Kinder stärker als die von den Eltern gehörten umgangssprachlichen Wörter oder die Lautfärbung der elterlichen Sprache.
- die Umgangssprache der Kinder unterscheidet sich von der der Generation "Eltern". Sie ist durch viele aus dem Englischen stammende Modewörter angereichert, die dem Medienzeitalter bzw. dem Internet entsprungen sind, z.B. "liken" (gut finden), "lollig" (zum Totlachen), "cheaten" (mogeln), "failen" (versagen), "faken" (fälschen, vortäuschen), "chillen" (sich entspannen) und viele mehr. Diese Wörter werden z.T. bewusst benutzt, um sich von der älteren Generation abzugrenzen.
Die wichtigste Botschaft bei diesen ganzen Betrachtungen und Einteilungen ist übrigens:
Man versteht sich untereinander !
Das gilt auch - und insbesondere - für die Zugezogenen, die nicht aus Deutschland kamen.
B. Ausspracheregeln
Ausspracheregeln für das Kölsche, Bönnsche und Vorgebirgsplatt (von mir).
I. Lange und kurze Vokale in geschlossenen Silben
1. Kurz gesprochene Vokale
Die Vokale a, e/ä und i in geschlossenen Silben werden grundsätzlich kurz ausgesprochen. Beispiele: af, wat, dat, han, hat, de Bap, dren, jet, es, et, ben, bes, hät, häs, sin .
Lang werden diese Vokale durch Verdoppelung bzw. ie oder Vokal + h : Saach, Daach, ahl, weeß, Leed, leev, weed/wääd, Wääch, Rähn, sähs, säät, mih, Siel, wieß, Ies .
2. Lang gesprochene Vokale
Die Vokale o, u, ö und ü in geschlossenen Silben werden grundsätzlich lang ausgesprochen. Beispiele: Schlot, Sproch, rut, dud, vun, vür, jöv (=gäbe), Dür (=Tür).
Kurz gesprochen werden diese Vokale, wenn zwei oder mehr Konsonanten ihnen folgen ( ch = ein Konsonant, ck entspricht zwei k ) : jonn, stonn, loss, Hoff, dunn, Schull, flöck, Bröck, küss, kütt .
Einige oft verwendete Kurzwörter werden abweichend von dieser Regel mit kurzem Vokal ausgesprochen: op / drop, ov (=ob), us (=aus) .
Doppelt geschriebene Vokale werden immer lang ausgesprochen, egal wie viele Konsonanten ihnen folgen: Doosch, duurt, düür .
II. Geschlossene und offene Langvokale
1. Langes, offenes o
Langes o als o oder oh/oo vor r geschrieben wird als langes, offenes o ausgesprochen, ein Laut, der im hdt. fehlt : Johr, Schlot, Ovend, Hoor, Sproch, klor, domols, Mol, wohr.
Der Laut ist auch im engl. (z.B. in amerik. engl. ball, hall, call, salt ) und im Plattdeutschen ( z.B. in Moaltied und - ebenso wie im Kölschen - in kloar, woahr etc.) vorhanden.
Der Laut entspricht (etymologisch) hdt. langem (offenen) a : Jahr, Salat, Abend, Haar, Sprache, klar, damals, wahr.
2. Langes, geschlossenes o
Langes o als oo/oh (nicht vor r) geschrieben wird als langes, geschlossenes o ausgesprochen, wie in hdt. "Rose, bog, Bohne" : Bloot, Bloom, Dooch, Booch, joot, Hoot, Stohl.
Der Laut entspricht hdt. langem u : Blut, Blume, Tuch, Buch, gut, Hut, Stuhl.
3. Halblanges o ( vor r )
Halblanges o vor r wird im Kölschen in oo umgewandelt - spricht sich also wie langes, geschlossenes o aus - und entspricht hdt. ur : Doosch, koot ( hdt. Durst, kurz ).
4. Langes, offenes ö
Langes ö als ö oder öh/öö vor r geschrieben wird als langes, offenes ö ausgesprochen, ein Laut, der im hdt. fehlt: hösch (=langsam), geföhrlich, Rödsel, Nöh, jöv.
Der Laut klingt etwa wie das halblange ö ( vor r ) in Mörder, ist aber länger. Im engl. ist der Laut (vor r ) vorhanden ( girl, curl, hurt, word, birth, early, I heard, you were ), ebenso wie im Plattdeutschen (gefäöhrlick, häören [hören], stäöhlern [stählern], Wäöre/Wöere [Wörter]).
Der Laut entspricht hdt. langem (offenen) ä : gefährlich, Rätsel, Nähe, gäbe.
5. Langes, geschlossenes ö
Langes ö als öö/öh (nicht vor r) geschrieben wird als langes, geschlossenes ö ausgesprochen, wie in hdt. "Bögen, Lösung, Öse, böse" : mööte, Föös, Höhner, Jeföhl.
Der Laut entspricht hdt. langem ü : müsste, Füße, Hühner, Gefühl.
6. Halblanges ö ( vor r )
Halblanges ö vor r entspricht hdt. ü vor r, z.B. in för (hdt. für).
7. Etymologische Anmerkung
7.1 Schreibweise langes u in geschlossenen Silben
Falls langes u hdt. au entspricht, schreibe ich es in geschlossenen Silben uu : duurt, fuul, Buuch (hdt. dauert, faul, Bauch), ansonsten - u/uh geschrieben - entspricht es dort hdt. langem o : dud, rut (hdt. tot, rot).
7.2 Schreibweise langes ü in geschlossenen Silben
Falls langes ü hdt. äu/eu entspricht, schreibe ich es in geschlossenen Silben üü : Füür, düür (hdt. Feuer, teuer), ansonsten - ü/üh geschrieben - ist die hdt. Entsprechung uneinheitlich (z.B. langes ö), jedoch nicht äu/eu : hüre, Dür, vür, sühs, (hdt. hören, Tür, vor, siehst).
III. Konsonanten
- g -
1. g im Anlaut spricht sich wie ein j aus, wird aber auch so geschrieben: joot, Jeföhl, jläuve (glauben), jeit (geht), jevve / jitt (geben, gibt), krijje (kriegen), jään (gerne), lijje (liegen) .
2. g im Auslaut spricht sich wie ein ch aus. Nach e, i, ä, ö, ü und Konsonant (jedoch kein n) spricht es sich wie ein weiches ch wie in "Licht, sicher, nächster, Bücher" aus. Nach a, o und u spricht es sich wie ein hartes ch wie in "acht, lachen, hoch, Buche" aus 1. Es wird aber auch als ch geschrieben: Daach (Tag), Wääch (Weg), Vürjebirch (Vorgebirge), vürsichtich (vorsichtig), klooch (klug), ich kreech (ich kriege) .
3. g nach n, also in -ng(-) : ng spricht sich wie nasales n aus wie in "Hunger, Orange, Ding". Am Wortende hört man - im Gegensatz zu den norddeutschen Dialekten - kein k : Rhing (Rhein), Wing (Wein), finge (finden), ming (mein), schinge (scheinen), Sching (Schein), Eng (Ende) .
Falls man doch ein -k hinter dem -ng hört, muss dieses auch geschrieben werden: Hungk (Hund), fingk ([ich] finde), schingk ([es] scheint), singk (singt) .
- r -
Wenn r nach Vokal vokalisiert wird (also vokalisch ausgesprochen wird, z.B. wie ein kurzes a oder o), fällt es auch in der Schriftform weg, d.h. es passt sich dem vorangehenden Vokal vollständig an : Hätz (Herz), Doosch (Durst), koot (kurz), wä (wer), waade (warten), wääd/weed (wird), fään (fern), jään (gerne), Stään (Stern).
- v -
v im Wortinneren spricht sich wie ein (deutsches) w wie in "Wasser, weit, gewesen, ewig, Löwe, Ingwer" - also wie ein englisches v - aus2 : ävver (aber), blieve (bleiben), levve (leben), bovve (oben), Duuve (Taube) . Ansonsten - also am Wortanfang oder im Auslaut - spricht sich v wie ein f aus : leev (lieb), av (ab), verdötscht (verbeult), vür (vor), vun (von).
C. Kleines Kölsches Wörterbuch
Hier also meine persönliche Liste der Dialektwörter. Diese Wörter gehören eigentlich in ein Dialekt-Wörterbuch für Kölsch, Vorgebirgsplatt oder Bönnsch. Die Wörter dieser Liste kennt meinem Eindruck nach jedoch jede/r, der/die mindestens einige Jahre in der Region gelebt hat.
Wort | Übersetzung od. Umschreibung | Deklination o. Konjugation | verwandte Wörter3 | Beispiel / Bemerkungen |
---|---|---|---|---|
aal(d) / ahl | alt | aal, de aale / aalde / ahle | osn aul/ault/auld, ndt oolt/oold/oll, engl old | Aalder Maat |
arbeide | arbeiten | ndt arbeeden/arbeiden | ||
av / af | ab | ndt af, engl of | ||
Ääd, de | Erde | ndt Eer, engl earth | ||
ävver | aber | |||
bang | ängstlich, bange | ndt bang | ||
bläck | nackt, bloß, blank | wohl mit blank verwandt | eigentlich nur durch die "Bläck Föös" bekannt | |
blieve / blivve | bleiben | (ich) bliev, (do) blievs, (he) bliev; jeblivve | ndt bliewen | |
Bloom, de | Blume | ndt Bloom, engl bloom (=Blüte) | et Botterblömche (eine Karnevalsfigur) | |
Bloot | Blut | ndt Bloot, engl blood | kölsch Bloot | |
Booch, de | Buch | ndt Book, engl book | ||
bovve | oben | ndt boven / boben, engl above | ||
brenge | bringen | ndt bringen, engl bring | ||
Bröck, de | Brücke | ndt Brügg(e), engl bridge | ||
bruche | brauchen | ndt bruken | kenne mer nit, bruche mer nit, fott domet | |
Buuch | Bauch | ndt Buuk | ||
Daach | Tag | ndt Dag, engl day | mir levve in de Daach 'rin (nicht: in der Dachrinne …) | |
dann | denn | wat is dat dann ? | ||
danze | tanzen | ndt dansen, engl dance | ||
Desch | Tisch | ndt Disk, engl desk | ||
Deil, dat | Teil | ndt Deel, engl to deal (verteilen) | ||
Dier | Tier | ndt Deer/Dier, engl deer (=Reh) | ich krijje et arme Dier (ich fühle mich hundeelend) | |
doll | toll | ndt dull, norddt doll | ||
Dooch, de | Tuch | ndt Dook | ||
Doosch, de | Durst | de Sultan hätt Doosch | ||
dräume | träumen | ndt drömen, engl dream | ||
dreien / dreihen | drehen | (du) drähs, (he) dräht | ndt dreien, engl to throw (=werfen) | |
dren | drin | |||
dresse, drieße | Dreck machen; scheißen | mit ndt Drite, engl dirt, kölsch Driss = Dreck verw. | ||
drieve | treiben | ndt driewen, engl drive (fahren = vorantreiben) | ||
drinke | trinken | ndt drinken, engl drink | ||
drop | darauf, drauf | da scheiße mer drop ! | ||
drusse | draußen | vun drinne noh drusse | ||
dud | tot | ndt doot/dood, engl dead | ||
dunn | tun | (ich) dunn, (du) dähs, (he) däht/ (et) deit; donn (getan) | ndt doon, engl do | |
duurt | dauert | dat duurt (duert) ze lang ! | ||
Duuve | Taube | ndt Duwe, engl dove | ||
Dür | Tür | ndt Düür / Döör, engl door | ||
Düvvel, Düüvel | Teufel | ndt Düwel, dt. dialekt. Deubel, engl devil | ||
Eng, dat | Ende | ndt Enne, engl end | ||
eens | einmal, schon einmal | vgl nl eens; hdt einst | Luhrens ! = Kuck mal ! | |
erus | raus | ndt rut, engl out | ||
esu | so | hammer immer esu jemaat | ||
et | es | kölsch, ndt; engl it | z.B. in "et fussich Julche" | |
Falde (Pl.) | Falten | |||
Fastelovend | Karneval, Fastnacht | |||
Fess, dat | Fest | |||
fiere | feiern | ndt fieren | loss mer fiere ! | |
finge | finden | ich fingk (finde) | ndt finnen, engl find | |
Finster, dat | Fenster | lat. fenestra | ||
Fläsch, de | Flasche | |||
flöck | schnell, flott | kölsche Form von flott | ||
Foss, de | Fuß | Foss, Föös (Mz.) | ndt Foot, osn Fout, engl foot | |
för | für | osn för / for, engl for | ||
Fründ | Freund | ndt Fründ, engl friend | echte Fründe stonn zesamme | |
fuul | faul | |||
halde | halten | ndt holen (osn haulen), engl hold | nicht verwechseln mit hdt holen = ndt halen | |
han | haben | ich han, do häs, he hätt, hammer (haben wir), ihr hat (habt) | ndt häwwen / häbben, engl have, lat habere | |
Hätz, dat | Herz | ndt Hart(e), engl heart | Kölle, du bes ming Hätz | |
hatt | hart | eng hard | ||
he | hier | ndt hie(r), engl here | ||
Hemp, dat | Hemd | |||
hieroden | heiraten | |||
hinge | hinten | engl behind, ndt achtern (seltener: hinnen) | ||
höppe | hüpfen | ndt hüppen | ||
Hoff, de | Hof | ndt Hoff | ||
Hohn, de | Huhn | Hohn, de Höhner | ndt Hohn, osn Houn | |
Hoor | Haar(e) | ndt Haar/Hoor (=Haor) | ||
hück | heute | ndt hüüt | küss de hück nit küss de morje | |
hüre | hören | ndt hören (=häören), engl hear | hür ens ! | |
huh | hoch | ndt hoog, engl high | Arsch huh ! | |
Huus, dat | Haus | ndt Huus, engl house | noh Huus (nach Hause) | |
Ies | Eis | ndt Ies, engl ice | ||
Ieser | Eisen | ndt Iesen, engl iron | ||
Jaade | Garten | engl garden, frz jardin | ||
Jass, de | Gasse, kleine Straße | z.B. in Kayjass, Deepejass (heute Thieboldsgasse, aber eigentl. "Tiefe Gasse") | ||
jään | gerne | |||
jecke Drieve | närrisches Treiben | |||
Jeföhl | Gefühl | |||
Jeiß | Ziege (Geiß) | engl goat (ndt Sege/Sige) | Geißbockheim | |
jet | etwas | su jet ! Jet ze müffele | ||
jevve | geben | (ich) jevv, (do) jiss, (et) jitt | ndt gewen, osn giäben | |
jläuve | glauben | osn gläuwen, ndt glöwen | ||
john / jonn | gehen | (du) geihst, (et) geiht; jank! (geh!) | ndt gaohn, Deklination geiht, geihst wie im ndt. | loss mer john! (gehen wir!) |
Johr | Jahr | ndt Jao(h)r, engl year | ||
joot / jood | gut | joot / jood, de joode | ndt goot / good, osn goud, engl good | |
klääve | kleben | osn kliwen | Kläävbotze = ein nervender Typ, der nicht weggehen will („Klebhose“) | |
klooch | klug | ndt klook | ||
koot | kurz | ndt kort / kott | ||
Kopping | Kopfschmerzen | mit hdt Pein verw., ndt Pien = Schmerzen | ||
Kreech | Krieg | ndt Krieg | ||
kriesche | weinen | engl to cry, frz crier, hdt kreischen | ||
krijje | kriegen (bekommen) | (ich ) krijje, (do) kriss, (he) kritt | ndt kriegen | |
Krütz, dat | Kreuz | ndt Krüz, lat crucis | ||
kumme | kommen | (du) küss, (he) kütt, kumm ! (komm !) | et kütt wie et kütt / küss de hück nit, küss de morje | |
lamentiere | lamentieren (= tändeln, zögern ?) | loss mer fiere, nit lamentiere | ||
Leed, dat | Leid | ndt Leed | ||
leev | lieb | osn leew/leiw/leiwe | leev Jott ! | |
Levve/Lääve, dat | Leben, das | ndt Lewen, osn Liäben, engl life | ||
liere | lernen | ndt le(h)ren, engl learn | ||
lijje | liegen | et loch (lag), jelaat (gelegt) | ndt liggen | |
Loss, de | Lust | osn Lussen | ||
loss | los | |||
losse | lassen | ndt laten, osn lauten, engl to let | loss m'r jonn ! (gehen wir !) | |
loss mer | lasst uns | loss mer fiere, danze, singe … | ||
Lück, de | die Leute | ndt Lüüd / Lüe | leeve Lück ! | |
lure | schauen, gucken | ist auch OS Platt; evtl mit lauern verw. | ||
maache | machen | (du) määs, (et) määt; jemaat | ndt maken, engl make | do määs de nix dran (das lässt sich nicht ändern) |
Meddernaach | Mitternacht | engl midnight | ||
met | mit | |||
mih | mehr | |||
ming | mein | ming, minge | ndt mien | ming Jong (ein Elefant im Kölner Zoo) |
Minsch | Mensch | ndt Minsk | ||
mööd | müde | ndt möe | ||
Mösch | Spatz | frz mouche (Fliege) | ||
mösse | müssen | mööt (müsst), m'r moote (wir müssen), do motste (musstest), mööte (müssten) | ndt möten | |
Muus, de | Maus | Muus, Müüs (Pl.) | ndt Muus, engl mouse | |
Naach, de | Nacht | ndt Nacht, engl night | ||
nevve | neben | ndt newen, osn neben (osn hist. neffen) | ||
nit | nicht | ndt nich, engl not | ||
noh | nach | ndt noh (=nao, naoh), jedoch norddt nach (a kurz) | ||
Nüümaat, de | Neumarkt | |||
och | auch | osn auk, ndt ook | ||
off | oft | (ndt faken), engl often | ||
op | auf | ndt up, engl up | ||
ov | ob | ndt of, engl if | ||
Ovend | Abend | ndt Aowend, osn Auwend / Aubend / Aumt | ||
Pap, Bap, de | Papa (Vater) | |||
Pann, de | Pfanne | ndt Pann, engl pan | ||
Pääd, dat | Pferd | vgl osn Piär, nds Peerd | ||
Ping | Schmerz | hdt Pein, ndt Pien, engl pain | ||
Pooz, de | Tür, Tor | hdt Pforte, lat porta | Kölner Stadttore (Hahnepooz, Ülrepooz...) | |
Rään | Regen | |||
räänen | regnen | is et noch am Rääne ? | ||
Ress, de | Rest | |||
Rievkooche | Reibekuchen | eine Art Rheinisches Nationalgericht | ||
Rhing, de | Rhein | |||
Ruse, de | Rose | ndt Roos, engl rose | ||
rut | rot | ndt root, engl red | ||
rut un wieß | rot und weiß - die Kölner Farben | |||
Saach | Sache | ndt Saak/Sake, engl sake (=Angelegenheit) | ||
saage | sagen | (du) sähs, (he) säät/säht; jesaat | ndt seggen, engl say | |
Saff | Saft | ndt Sapp | ||
Sching | Schein | ndt Schien | ||
schinge | scheinen | (et) schingk (scheint) | ndt schinen, engl shine | jeck im Sunnesching |
Schlot, de | Salat | ndt Slaot | offenes, langes o | |
Schnei, de | Schnee | osn Schnei, engl snow | ||
schnigge | schneiden | ndt schnien < schnieden | ||
Schnüss, de | Schnute, Maul, Mund | ndt Snuut, Snute, norddt Schnute, hdt Schnauze | ||
Schockelpääd, dat | Schaukelpferd | ist Kölner Platt, vgl osn schuckeln + dat Piär | ||
Schull, de | Schule | ndt School, osn Schoule, engl school | Dreimol Null is Null is Null, denn wir woren in de Kayjass in de Schull | |
schlofe | schlafen | ndt slapen (=slaopen), engl sleep | ||
schlonn | schlagen | (et) schläät | ndt slaan, engl slay | |
schrieve | schreiben | osn schriäben; alles von lat scribere | ||
Schwäwelche | Streichhölzer | mit Schwefel verw., osn. Swüöwelsticken | ||
secher dat | aber natürlich (sicher) | ndt seker | ||
selvs | selbst | ndt sülws, osn sülwest, engl self (Pl. selves) | ||
sinn | sehen | (du) sühs, (he) süht; jesinn | ndt sehn / seen, engl see | |
Sick, de | Seite | Sick, Sigge (Pl.) | ndt Sied, engl side | Schäl Sick = rechte Rheinseite |
Siel, de | Seele | ndt Seel(e) | ||
sinn | sein | (ich) ben, (du) bes, (et) es, (mir) sin; bes! (sei!) | ndt sien | |
sööke | suchen | ndt söken, engl seek | ||
späue | spucken | wohl mit speien verw., ndt spe'en, engl spew | ||
spelle / spille | spielen | ndt spelen | ||
Sproch, de | Sprache | ndt Spraok/Spraoke, engl speech | ||
steche | stecken | ndt sticken | ||
stemp | stimmt | |||
stirve | sterben | ndt starwen, engl starve (=verhungern) | ||
stonn | stehen | (et) steiht | ndt stahn (=staohn) | |
Stross, de | Straße | ndt Straat / Strate, engl street | z.B. in Vringsstross = Severinsstraße | |
Strüsjer | Blumensträuße | Strüsjer un Kamelle | ||
Trumm, de | Trommel | ndt Trumm, engl drum | ||
üch | euch | jedoch ndt juu / juch, engl you | ||
üvverhaup | überhaupt | |||
Uhl, de | Eule | ndt Ule, engl owl | ||
Uhr, dat | Ohr | ndt Ohr (osn Aohr, Pl. Aoren/Auren), engl ear | ||
unge | unten | ndt nie'en (nieden); unnen | ||
unger | unter | kölsch, engl under, ndt unner | ||
Ungerbotz, de | Unterhose | vgl norddt Buchse = Hose | ||
uns | uns, unser(e) | osn us, use / ndt uns, unse / engl us, our | ||
us | aus | ndt ut, engl out | ||
Verzällcher | Geschichten, Erzählungen | vgl ndt Vertellkes, engl to tell | ||
verzälle | erzählen | ndt vertellen, engl to tell | mir losse uns nix verzälle | |
vill | viel | |||
Vürjebirch, dat | Vorgebirge (Region zw. Alfter und Brühl) | |||
vür | vor | |||
vürsichtig | vorsichtig | bes vürsichtig (sei vorsichtig) | ||
vun | von | dat Hätz vun Kölle schläät hie | ||
waade | warten | (ndt töwen, wachten), engl wait | ||
wat | was | ndt wat, engl what | wat is dat dann ? | |
wä | wer | |||
Wääch, de | Weg | engl way | ||
wääde | werden | (et) weed/wääd (wird) | osn wären/währn, ndt warn | |
welle | wollen | |||
wick / wigg, wigger | weit, weiter | nds wied, wieder/widder | ||
widder | wieder | ndt wi'er | ||
Wiev, de | Weib, Frau | ndt Wief, engl wive | Wieverfastelovend | |
Wing, de | Wein | ndt Wien, engl wine | ||
wesse | wissen | (ich) weeß, (do) wees, (he) weeß | ndt ik weet, du weetst, he weet | |
wunne | wohnen | ndt waohnen, osn auch wonnen | ||
Zahn, Zäng | Zahn, Zähne | ndt Tahn (< Tand), Tähn, engl tooth, teeth | Arsch huh, Zäng ussenander | |
zesamme | zusammen | ndt tohoop, osn tohaupe; ndt tosamen | ||
zick | seit | ndt siet | ||
Zick, de | Zeit | ndt Tied, engl time (von lat tempus) | superjeile Zick | |
zoröck, z'röck | zurück |
Diese Liste könnte ich noch viel länger fortsetzen, woraus man ablesen kann, dass der Dialekt in Köln und Umgebung keineswegs aus der Mode kommt4.
1 die Aussprache von g im Auslaut ist damit so wie im Niederdeutschen.
2 w oder v im Wortinneren (also nicht am Wortanfang, nicht im Auslaut) und im Auslaut ist im Hochdeutschen selten, da es (etymologisch) einem b oder einem f entspricht, z.B. ndt Hawik, engl hawk, hdt Habicht, ndt töwern, hdt zaubern; ndt bliwen, hdt bleiben; engl above, ndt baben, hdt oben; ndt Duwe, engl dove, hdt Taube; ndt sülwest, engl self, hdt selbst; ndt driwen, engl drive, hdt treiben; ndt Düwel, engl devil, hdt Teufel; ndt elwe, engl eleven, hdt elf; ndt gläuwen/glöwen, engl believe, hdt glauben; ndt Arwte/Arvte, hdt Erbse; ndt Kalw/Kalf, engl calf, hdt Kalb; ndt striwen, engl strive, hdt streben; ndt starwen, engl starve, hdt sterben; ndt schuwen, hdt schieben; ndt Stewel, hdt Stiefel, ndt siwen/sewen, engl seven, hdt sieben; ndt verläuwen/verlöwen, engl to leave, hdt erlauben; ndt öwel, engl evil, hdt übel; ndt öwer, engl over, hdt über / Ufer; ndt Prowe/Proov, engl proof, hdt Probe, Prüfung; ndt pröwen, engl to prove, hdt prüfen; ndt Rawe/Raav, engl raven, hdt Rabe; ndt Röwe, hdt Rübe; ndt schewe, hdt schief; ndt leev, hdt lieb; ndt Liev/Lief, engl loaf, hdt Leib; ndt Harwst/Harvst, engl harvest, hdt Herbst; ndt halv, engl half, hdt halb; ndt Twiewel, hdt Zweifel; ndt Sülwer, engl silver, hdt Silber; ndt Stuwe/Stuuv, engl stove, hdt Stube.
Beachte jedoch die Ausnahmen mit w im Wortinneren : ewig, Löwe, Ingwer, Krawall, Krawatte, Witwe . Beachte ebenso die Ausnahmen mit v im Wortinneren oder im Auslaut: Stövchen (eigentl. ein beheiztes "Stübchen", vgl. engl. the stove), hieven (eigentl. heben) .
Fremdwörter sind von dieser Regel ausgenommen. Dazu gehören z.B. die aus dem lat/frz stammenden Wörter Nerv, Kurve, Larve, gravieren (< frz, jedoch urspr. aus ndt grawen = graben), Revier, brav, der Brave (frz/ital/lat (dort = wild, ungesittet !), jedoch auch mit engl brave ("mutig, tapfer") und mndt (westf.) berwe/birwe/birbe = "sanft, bescheiden, rechtschaffen, artig, redlich" verwandt ) .
3 ndt = niederdeutsch (Sprachstandard und Schreibweise von mir), osn = osnabrücker Platt (ein niederdeutscher Dialekt, der zum Westfälischen gezählt wird), engl = englisch.
4 in Osnabrück und Oswestfalen ist mir keine einzige Person begegnet, die (in meiner Anwesenheit) Platt gesprochen hätte. Das muss nicht heißen, dass es in der Region keine Platt-Sprecher/innen mehr gibt. Wohl aber, dass der Dialekt in der Öffentlichkeit so gut wie gar nicht in Erscheinung tritt.
Zur zeitlichen Einordnung: im Osnabrücker Land wurde Platt als Muttersprache bis zum Ersten Weltkrieg tradiert. Danach, also seit 1919, wurde Hochdeutsch als Erstsprache erlernt, Platt nur noch als Zweitsprache / Kultursprache oder gar nicht mehr. Damit verlor das Platt seinen Status als Umgangssprache in den Familien. Im Westmünsterland geschah alles eine Generation später, also ab 1949. In Köln und Umgebung ist der Dialekt (Kölsch oder Vorgebirgsplatt) immer noch lebendig.