Flurnamen Typische Flurnamen in Osnabrück, Ostwestfalen und dem Rheinland
Flurnamen
Hier ist meine Liste mit Flur- und Ortsnamensbestandteilen, die typisch für die Regionen um Osnabrück, Oldenburg, Ostwestfalen/Lippe oder den Regierungsbezirk Köln sind. Diese Flur- und Ortsnamensbestandteile sind auch häufig Bestandteile typischer regional verbreiteter Familiennamen. Diese Liste basiert nur auf Flur- und Ortsnamen, die mir selber begegnet und aufgefallen sind. Die Liste erhebt daher - wie alle anderen Listen auf dieser Internetsammlung - keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Ich versuche wieder, die Herkunft des Namens und die aktuelle Verbreitung von Namensbestandteilen zu klären. Hier die Ergebnisse meiner Nachforschungen :
Bestandteil eines Flur- oder Ortsmamens | Bedeutung | Herkunft | vermutete Verbreitung | alternative Formen | Beispiele | Anmerkungen und Quellen |
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-bäke | ein Bach | mndt | Norddt. mit deutl. Häufung in Niedersachsen | Tweelbäke (Oldenburg) | ||
-beck | ein Bach | mndt | Norddt., dabei typisch westfälisch | Die Endung -beck ist im Münsterland verbreitet : mit -beck : Ohrbeck, Laggenbeck, Brochterbeck, Halle-Künsebeck, Jöllenbeck (BI), Havixbeck, Saerbeck (ae = langes a; wie auch in Bad Laer, Raesfeld), Billerbeck, … sowie im weiteren Westfalen : DO-Aplerbeck, Gladbeck, … Sie scheint über ganz Norddt. verbreitet zu sein : Ahlbeck (Vorpommern), Galenbecker See (Mecklenburg-Vorpommern), Lübeck (S-H), Osterholz-Scharmbeck (Nds), Einbeck (Nds), … | ||
Brake | eine Brache; ungenutzt liegende Fläche | ndt | Nordwest-Deutschland | Brak | Brackwede [´bra:kve:de] (Bielefeld), Brake (Bielefeld und Lemgo), Brakhofstraße (Bielefeld) | |
Bram- ([bra:m]) | es bedeutet Ginster, allg. „dorniger Strauch“, daher auch Brombeere | ahd. Bram = Dornenstrauch; nds Braam = Ginster; vgl. engl. broom = Ginster, Besen | überregional, aber bsd. Norddt. in Norddt bedeutet es „Ginster“, außerhalb Norddt. nur in der Bed. „Brombeere“ | Bran-, Brom-, Brem-, Briem- (Rheinld.) | Bramstraße (Osnabrück), Bramheide (Wallenhorst), die Bramkirche in Ibbenbüren, Bramsche, Bremen, Bramstedt (alle in Niedersachsen / Bremen), Bramheide (in Bremen-Vegesack und Bochum-Werne), Bramwald (Hann.-Münden), Bram-Berg bei Hilgertshausen in Nordhessen, Bran Moor bei Neukalen (M-V, Peene), Bramdelle (Wuppertal-Langerfeld) | |
Breede | Breite | ndt | Norddt. | Hofbreede (Osnabrück), Lindenbreede (Georgsmarienhütte), Steinbreede (Melle), Morgenbreede (Bielefeld), Bexterbreeden (Bad Salzuflen), Gökenbreede (Lage/Lippe), ... | ||
Brink | eine leicht erhöhte Stelle oder ein Hang, Rand | gemeingermanisch. engl brink = Rand, auch schwed. und dänisch. Fand über das Niederdeutsche Eingang in dt. Flur-, Orts- und Familiennamen. | Norddt.; typisch für Westfalen / Ostwestfalen | Brinck | Grüner Brink, Ziegenbrink, Brinkstraße (alle Osnabrück), Gruttbrink (Bissendorf), Klockenbrink (Borgholzhausen), Kesselbrink (Bielefeld), Kattenbrink (Bad Salzuflen), ... | |
Brock | = Bruch; eine sumpfige, tieferliegende Fläche; kann baumbestanden sein | mit ndt breken = brechen verw.; mnds Brok - brechender Boden | Norddt. | Brook | Am Brock, Exterbrock (beide Georgsmarienhütte), Brockhausen (Bad Essen), Brockhagen (Steinhagen), Stukenbrock, ... | |
Bröl / Bröhl | ein feuchtes, baum- oder strauchbestandenes, eingefriedetes Gelände, in dem man z.B. Schweine oder auch Wild hielt. Kann heute ein Park sein. | mhdt = Sumpf | Bergisches Land, Rheinland, Mitteldtld. | Brühl, Brohl | Brühl, Waldbröl, Brohltal | |
Bug | ein bogenförmiges Flurstück, z.B. eine Straße oder eine Hecke mit einer Biegung | ndt bugen = biegen, beugen; ndt dialektal, osn. Platt, Buogen = Bogen | Norddt + westmdt ? | Bugen | Kattenbug (Köln) (bedeutet „Katzenbogen“) | auch im Nachnamen von Johannes Bugenhagen (Reformator in Pommern), bedeutet „Bogenhecke“ |
Bult | ein Hügel, erhöhtes Land1, Grasbusch5 | mndt | Westfalen und Niedersachsen | Bült, Bulte, Bülte | Bultmannshof (Bielefeld), Am Bült (Münster, Laer), Am Bülten (Bad Essen, Stadtlohn, Vreden, Velen), Auf der Bult (Minden), Auf der Bülte (Herford, Enger, Löhne, Lemgo, Kalletal), Auf dem Bülten (Hopsten), In der Bülte (Höxter, Lage), In der Bult (Löhne) | http://www.wn.de/Archiv/2009/07/MV-Namensforscher-Der-erste-Buelter-wohnte-am-Huegel (Westfälische Nachrichten) |
Diek | Deich, Teich | ndt | Norddt. | Osterdiek, Süderdiek (beide Oldenburg) | in Osnabrück und Westfalen bedeutet es Teich | |
Ding | Gerichtsversammlung nach germanischem Recht ; der Ort dieser Versammlung. Lag häufig etwas erhöht oder unter einem Baum, aber unter freiem Himmel. | Die Wortübereinstimmung mit hdt „das Ding“ und engl. „thing“ ist nicht zufällig. Mit Ding = Sache ist hier eine Gerichtssache gemeint. Vgl. die Ausdrücke „zur Sache kommen“, „in Sachen ...“, „die Sachlage klären“ oder vgl. auch lat. res publica = öffentliche Sache = Republik = Staat. | ganz Dtld. | Thing | Pyer Ding (Osnabrück), Dinslaken (Ruhrgebiet), Dingden (Hamminkeln, Niederrhein), Dinkelsbühl (Bayern) | auch der Dienstag geht auf „Dingesdag“ = Tag des Thing/Ding zurück, und ist dem germanischen Kriegsgott Tyr oder (ahdt.) Tiu/Ziu, geweiht, dem Schutzherrn des Thing (daher auch engl. Tuesday = Tag des Tiu/Tyr). |
Dissen | mglw. zu anord. dis/dys = Grabhügel, Steinhaufen | Osnabrück, OWL, Nordhessen | Dissen a.T.W. (bei Osnabrück), Olderdissen, Ubbedissen, Bechterdissen, Dingerdissen, Schwabedissen (alle Bielefeld), Dissen (Gudensberg bei Kassel) | www.vhghessen.de/inhalt/zhg/ZHG_116/Guth_Dissen.pdf | ||
Driesch | unbebautes Ackerland, das mehrere Jahre brach liegt. Es kann mit kurzem Gras bestanden sein und als Weide genutzt werden. | mndt; der Wortstamm bedeutet angebl. „frei“; also „freies“ (unbebautes) Land | Berg. Land, Rheinland | Dreesch | Gereonsdriesch (Köln) | |
Egge | ein langgestreckter Bergrücken | ndt für Grenze, Kante, „Ecke“ | Norddt., mir aber nur aus Westfalen / Osnabrücker Land bek. | Schleptruper Egge, Penter Egge (beide Bramsche), Große Egge, Johannisegge (beides Berge im Teutoburger Wald), Eggegebirge (südöstl. Fortsetzung des Teutoburger Waldes) | ||
Esch | ein zum Ackerbau bestimmtes Feld, das mehrere zusammen bebauen | Nordwest-Deutschland | Mühlenesch, Lieneschweg, Haster Esch, Im Esch, Hoher Esch (alle Osnabrück), Wissing Esch (Vreden), aber auch Eschweiler (bei Aachen), Köln-Esch, Eschborn (Hessen), Eschwege (Hessen) | |||
Fledder | Fladder, Grünte = schlechtes Grünland, was mit Gebüsch durchsetzt ist 1. | nnd. Fladder, der, „sumpfige Niederung“, „nasse Wiese“ | Westfalen, westl. Nds. | Fladder | der Fledder (Staddteil von Osnabrück) | 10, 11, 12 |
Geist | In der westfälischen Mundart ist eine Geist eine höher gelegene Ackerfläche, die sich durch sandigen Boden von der tonigen Umgebung abhebt. | Das Wort Geist kommt von ndt „gest“ und heißt trocken. Die Geest ist eine Landschaftsform in Norddeutschland. | Westfalen (als „Geist“) | (allg. norddt) Geest, (Ostfriesland) Gast | Hohe Geist (Münster), Hasbergen-Gaste (Osnabrück), Geesthacht (bei Hamburg) | http://www.stadt-muenster.de/ms/strassennamen/geiststrasse.html im ehem. westslawischen Siedlungsgebiet (also neue Bundesländer) bedeutet die Endung -gast in Ortsamen dagegen tatsächlich „Gast“ (also Fremder), wie in Wolgast (vor Usedom), Klein-Badegast (!) (Sachsen-Anhalt). Vgl. poln. -goszcz wie in Bydgoszcz (ehem. Bromberg). |
Gerden | „umzäunen“, also ein eingezäuntes Gebiet | wohl von „Garten“ | Melle-Gerden | 1 | ||
Grutt | Schutt | osn. Platt | Osnabrück und Landkreis | Grut | Gruthügel, Gruttbrink, Gruttkamp | |
Hagen | Hecke ; auch eine eingehegte Siedlung | ndt = Hecke ; in den Formen Hag, Haag allg. dt. (germanisch) für Umzäunung, Gehege | in der Form Hagen, -hagen v.a. Norddt; aber auch mdt, süddt | Hag, Haag, Hegge | An
der Wakhegge (Osnabrück), Hagen a.T.W (Kreis Osnabrück), Natrup-Hagen
(ebenda), Steinhagen (Kreis Gütersloh), Am Brodhagen (Bielefeld),
Gellershagen (Bielefeld), Bexterhagen (Kreis Lippe), | auch Namensbestandteil von „Hagebutte“, „Hagenbecks Tierpark“, „Hagestolz“, ... |
Hardt | Waldhöhe, Bergwald | angebl. mit Harz (Mittelgeb.) verw. | entlang des Rheins und in Mittelhessen | Haard(t), Hart(h) | (Die) Hardt : Name zahlreicher Berge, z.B. Hohe Hardt im Oberbergischen, Hardtberg, Hardthöhe (Bonn). | 6, de.wikipedia.org/wiki/Hardt_(Toponym)) |
Heister | junger Buchenstamm, junge Buche; junger Laubbaum | mhdt, ndt | Westfalen, Rheinland, Hessen, Niedersachsen | Hester | Heisterholz (Petershagen), Heisterkamp (Dortmund) | |
Hövel | Hügel | ndt | Berg. Land | Hübel (Schlesien) | Sprockhövel, Krummhübel (Schlesien) | auch in Familiennamen: van Höveling |
Horn | Ecke, Spitze; ein Landstück, das spitz in das Wasser oder auch in den Wald oder ein benachbartes Feld vorspringt. | gesamter dt. Sprachraum | Hörn | Horn-Bad Meinberg, Elmshorn, Nordhorn, Krummhörn (Ostfriesld.) | 6, 10 | |
Hufe | ein Flächenanteil an einer Gemeindeflur, 30-60 Morgen, 8-15 Hektar (4 Morgen = 1 Hektar) | die ndt Form (mit -f-) wurde ins hdt übernommen | Norddt, mdt | odt. Hube, daher der in Süddt. häufige Familienname „Huber“ (jmd, der eine Hufe besitzt oder bewirtschaftet) | auf der Hufe (Bielefeld), Hufelandstraße (Köln) | 1 |
Hux | ein abseits und einsam liegender Winkel | von Altdt. Huk, Hocke (entlegener Winkel, Landspitze, vgl. ndl. Hoek) | Westfalen, Bergisches Land | Höx, Hüx (Hückes) | Am Huxmühlenbach (Osnabrück), Gutshof Huxholl in Wuppertal, Höxter, Hückeswagen | 6 |
Kamp | ein abgemessenes, neu gewonnenes, meist eingefriedetes Stück Land | von lat. campus = das Feld | typisch westfälisch | Kamp, Piärkamp (=Pferdekamp), Haus Rahenkamp, Burenkamp, Telgenkamp (alle Osnabrück), Am Kamp (Georgsmarienhütte), Tannenkamp (Bissendorf, Bohmte), Am Lohkamp (Hasbergen, Melle), Heßkamper Tor (Bad Salzuflen), Espelkamp, … | ||
Kaule, die | Kuhle [=rundliche Vertiefung (Mulde, Grube)] | „Kaul(e)“ kann auch Kugel, rundl. Gegenstand bedeuten (z.B. in Kaulquappe, Kaulbarsch); verw. mit Keule, beide von Kugel | westmdt (dort auch mundartl. für Kuhle, Kugel) | Kaute | Große Sandkaule (Köln), Lehmkaulenweg (Alfter), Fuchskaute (Westerwald) | |
Klock(e) | Glocke | ndt = Glocke, vgl. engl. clock | Klockenbrink (Borgholzhausen) | |||
Knapp | Hügel, Erhöhung | ndt | Westfalen (mit osn. Land) | Penter Knapp (Bramsche) | ||
Kolk | eine mit Wasser gefüllte Vertiefung | von Kule=Kuhle, eine Grube: daher (Verkleinerungsform) Küleke, Külke oder Kolk | Norddt. | Zum Ickerkolk, Am Dütekolk (beide Osnabrück) | 1 | |
Krümpel | schiefes Land | mit „krumm“ verw. | Westf, Nds. | Am Krümpel (OS) | auch als Familienname bsd. in Kreis Steinfurt, OS, Emsland | |
-lage | bedeutet angebl. „von Wald freie Stätte“ | von „freigelegt“, „niedergelegt“(e) Bäume ? | OS + OWL, westl. Nds. | In
der Barlage (OS), Hollage (OS), Menslage (Lkr OS), Voltlage (Lkr OS),
Lohne/Dinklage (Lkr Vechta), Lage (Lippe), Stapelage (Lippe), Burlage
(Rhauderfehn, Lkr Leer) |
| |
Ley | Für Schiefer und Felsen war der Begriff Lei gebräuchlich. | Rheinland | Lei, Lai, Lay | Loreley, Am Leystapel (Köln), Am Leyberg (Bad Honnef), Koblenz-Lay | 6 auch im Familiennamen Leyendecker (= Dachdecker [Schieferdächer]), z.B. in Leyendeckerstraße (Köln) | |
Liet, Lieth | eine Niederung oder ein Abhang | mndt | Norddt. | Lied | Lietholzstraße (Bad Salzuflen), Lieth (Elmshorn) | |
Loh | Waldstück, Weidewald | ahdt. Loh | Westf., Hessen, Norddt. | Loo, Luch | Riemsloh, Im Großen Loh (ein Berg in OS), Lohfeld, Lohheide (beide Bad Salzuflen), Auf der Lohe (Bad Oeynhausen), Gütersloh, Hohenlohe; Bad Oldesloe ?, Lohmar ? | |
Loose | ein Waldsee oder eine Waldquelle | aus Loo-See / Loh-See (siehe Loh/Loo) | Norddt. | Loosequelle, Loosestraße (beides Bad Salzuflen), Loose (Schleswig-Holstein), Loose = Siedlungsform im Oderbruch (lt. de.wikipedia.org) | ||
Masch | Das Schwemmland der NW-dt. Küsten und Flüsse wird so genannt | aus „Marsch“ verschliffen | typisch niedersächsisch und ostwestfälisch | Mersch | Hettlicher Masch (Osnabrück), In der Masch (Straßen- oder Flurname in Osnabrück, Wallenhorst, Bad Salzuflen, Enger, Herford, Hiddenhausen, Löhne), Im Mersch (Autobahnraststätte bei Ascheberg), der Maschsee (Hannover) | |
Nie- | Neu- | ndt | Norddt. | Nienort (Osnabrück), Niewedde (Ostercappeln), Nienburg (Weser), Niehausweg (Bielefeld), Nienkamp (Ibbenbüren, Borgholzhausen, Münster, ...) | ||
Nigge- | Neu(e)- | ndt; mit „Hyattilgung“ (g) zw. den Vokalen i und e. | westfälisch | Nigge Weg (Lienen), Nigge Kamp (Lengerich), Niggeländer Weg (Harsewinkel) | ||
Placken | Fetzen, (Flur-)Stück, ein (flaches) Stück Land | ndt = Fleck, Flecken | Westf, Hessen | Placken Ellern (Belm), Placken (Kalletal) | ||
Pohl | Pfuhl, Teich | ndt Form zu Pfuhl | Norddt. | Im Pohl (Bohmte), Pohlmannstraße (Bad Salzuflen) | ||
Pütz | Brunnen | ndt Pütt, hdt Pfütze, engl. pit = Grube | westmdt | entspr. in Norddtld. „Pütt“ | Bonn-Pützchen, Klingelpütz (Köln), Am Pützchen (Bergisch Gladbach) | |
-rath | Rodung | das Wort „roden“, „Rodung“ wurde in ndt Lautung ins hdt. übernommen (sonst müsste es „raten“ „Ratung“ oder auch „roten“ heißen). Die rheinische Form ist in Flurnamen -rath. In Norddt. kommt die Endung -rode oder -röd- vor. In ostmdt. (Thüringen, Sachsen-Anhalt, Sachsen) -roda (z.B. Bischofsroda). In Süddt. reuth/reut (wie in Bayreuth, Reutlingen), reith/reit, roth oder gar greith/greuth (Greuther Fürth). Daneben gibt es im angrenzenden Ausland die Formen -rad(e), wie in Kerkrade (NL), Welkenraad (BE). -rade kommt jedoch auch in Hoppenrade in Meckl-Vorp. vor. Mglw. wurde „roden“ zum Standard, um Verwechselungen mit „rot“ (Farbe), „raten“, „Rat“ und „Rad“ zu vermeiden. | Rheinland (mit Berg. Land) | woanders -rode, -roda, -röd-, -rad(e), reut(h), (g)reit(h), roth (siehe „Herkunft“) | Rheinld: Herkenrath, Benrath, Jünkerath, Paffrath, Quadrath, Ratingen, ... norddt: Osterode (Harz, Ostpreußen), Wernigerode, Wülferode, Rödinghausen, ... | |
Riede | ein kleiner Bach, Graben | ndt Riede < mndt Ride, Rie, Rige | W-Nds, Ostfalen | Am Riedenbach (OS, auch OL), Achelrieder Bach (Bissendorf), Diekriede, Strootriede (beide OS), Riedeweg (Delmenhorst), Riedenweg (Ganderkesee) | 8 | |
Schelp | Schilf | ndt (osn.) = Schilf | (Ost)westfalen, Lippe | Schelpsheide (Bielefeld), Schelpmilser Weg (Bielefeld) | auch im Nachnamen des Sängers Schelpmeier (stammt aus Lippe / Detmold) | |
Schloot, der | ein Wassergraben | ist ndt und nl, de sloot = Wassergraben | Ostfriesland, westl. Nds, auch Westf. | Im Schloot (Soest) | 1 | |
Siefen, Seifen, Siepen | ein schmales Quellbächlein, im weiteren Sinne auch das gesamte Tälchen mit dem Bachlauf 9; ein langsam abfließendes Gewässer 6, also typischerweise ein Bach. | kommt von mndt. siepen = „tröpfeln, triefen“ ; ist das vielleicht mit rheinisch „sicken“ = „viele Arten von fließen“ (z.B. urinieren, regnen, kann aber auch sickern bedeuten) verwandt, z.B. wie in „sicke nass“ = „triefend nass“ ? Dann wohl auch mit (ostwestfäl.) „Siek“(s.u.). Es gibt auch ugs. „siffen“ z.B. in „die Wunde sifft“, was offenbar auch „nässen, langsam fließen, tröpfeln, durchsickern“ bedeutet. Das kommt aber von „Siff“ = Dreck, Schmutz, und das angebl. von Syphilis. | NRW (südl. Teil), Rheinl.-Pfalz (rheinischer Teil) | Siefen (Kölner Raum, Berg. Land), Siepen (mittl. u. südl. Ruhrgebiet, nördl. Berg. Land, südl. Westfalen), Seifen (Oberbergisches u. südl. Rheinland [Rheinl.-Pfalz]) | Siefenfeldchen (Bornheim, Rheinld.), Siefen (Berg. Gladbach), Im Siefen (Königswinter), Kucksiepen (Wuppertal), Rodensiepen, Sandsiepen (beide Haan), Im Siepen (Velbert), Wolfseifen (Reichshof-Eckenhagen), Seifen (Waldbröl), Im Lauterseifen (Pronsdorf, Eifel) | 6, 9, s.a. hier de.wikipedia.org/wiki/Siepen_(Geographie)) |
Siek | eine feuchte Niederung | aus dem mndt; mit „Sickerung“ verw. ? | typisch für Ostwestfalen-Lippe; auch Osnabrück | Mordsiek, Im Tiefen Siek, Ellersiek, Siekweg (alle Osnabrück), Sieker, Heidsiek (beide Bielefeld), Siekholz, Brakelsiek (beide Schieder-Schwalenberg) | 2 | |
Spork, Spörkel | Unterholz. Niedriges, leichtzerbrechliches Gesträuch. | Westfalen, Niederrhein, Berg. Land | Sprock | Spork-Eichholz (Lippe), Sprockhövel (bei Wuppertal), Spörkelnbruch (Mettmann, Haan), Spork (bei Bocholt), Spörkel (Rees), Sprockstraße (Oberhausen), Auf dem Sporkel (Haltern am See), Spoerkelhof (Köln) | 6 | |
Telgen | junge Bäume, Stecklinge, bsd. junge Eichen | NW-Dtld, bsd. Emsland, Westfalen | Telgenkamp (OS) | 5 | ||
Tie | ein mit Mauern eingefriedeter und erhöhter grasbewachsener Platz, auf dem ein steinerner Tisch unter Linden stand. Hier wurden Versammlungen abgehalten. | Das Wort ist nicht mit Thing/Ding (germ. Gerichtsstätte) verwandt. Die Bedeutung des Tie war eher lokal, die des Thing regional oder überregional. | NW-Dtld., Ostniederlande | Thie | Am Tie (Osnabrück, Bielefeld), Am Thie (Bissendorf, Hilter, Bad Iburg) | de.wikipedia.org/wiki/Thie |
Timpen, der | Spitze, Zipfel | mndt. Timpe, die = Zipfel, Ende | Westfalen | Krummer Timpen (Münster, Meppen u.a.) | ||
Tredde, die | ein Ort, wo viele Fußstapfen von Menschen oder Vieh stehen, z.B. ein betretener Weg, oder ein Pad (Pfad), den vornehmlich das Vieh durch eine Befriedigung gemacht hat. | mit treten verw. | um Bremen herum | Bümmersteder Tredde (Oldenburg) | 1 | |
-trift | ein Gebiet, auf das man Vieh (zum Weiden) treiben durfte, also eine Viehweide. Auch der Weg, auf dem das Vieh zum Weiden getrieben wird, kann so genannt werden. | von treiben (ndt driewen / drieven) | scheint weiträumig über ganz Dtld. verbreitet zu sein | z.B. Schaftrift (Bad Salzuflen) | 1 | |
-trup | es bedeutet Dorf . | eine ndt. Form zu hdt. Dorf. Nur in Flurnamen, das ndt. Wort lautet Dorp. Verwandt mit Dorp durch Metathese von o/u und r. | Osnabrück, Emsland, Westfalen und Lippe | -drup | Düstrup
(Osnabrück), Natrup-Hagen, Natruper Straße (Osnabrück), Holsten-Mündrup
(Osnabrück), Voxtrup (Osnabrück), Schleptrup (Bramsche),
Uphausen-Eistrup (Bissendorf), Uerentrup (Bielefeld), Oldentrup
(Bielefeld), Gastrup-Retzen (Bad Salzuflen), Barntrup (Lippe), Dörentrup
(Lippe), Ochtrup (Münsterland), ... | 3 |
Venn | ein Moor | vgl. nl Veen = Moor | Norddt., Mdt. | Fenn, Fehn | Venne (Ostercappeln, Lkr. OS), Kattenvenne (Tecklenburger Land), Rauderfehn (Ostfriesld.), Hohes Fenn (Belgien, Eifel) | |
Wand | es bedeutet „Wende“, eine Pflugwendestelle. | Westfalen, Lippe, Hessen | Lange Wand (Bielefeld) | 10 | ||
Wede | ein Wald | mndt. „Wede“ = Holz, Hölzung, Wald (altsächs. Widu, mit engl. wood verw.) | Norddt. | Wedde | Niewedde (Ostercappeln), Brackwede (Bielefeld), Avenwedde (Gütersloh), Stemwede (Kreis Minden-Lübbecke), Schwanewede (bei Bremen), Worpswede (Nds.) | www.bargfeld-stegen.de/gemeinde-info/geschichte/bargfeld-1195-1900/flurnamen/ ; auch in Familiennamen: Brickwedde, Rohwedder |
Welle | „Welle“ bedeutet Quelle | Welle = Quelle kommt aus dem norddt-westfälischen. Vgl. engl. well = Quelle, Brunnen. | typisch westfälisch und Osnabrück | Well, Twell | Wellendorf (Hilter), Wellenkamp (Georgsmarienhütte, Wallenhorst, Hilter, Gütersloh, Detmold), Wellenweg (Bad Essen u.a.), Welle (Straße in Bielefeld), Wellensiek (Bielefeld), Wellentrup (Blomberg / Lippe), Twellbachtal (Bielefeld) | 4 |
Werth | eine Flussinsel | mit norddt. „Werder“ verw., wie in Werder Bremen oder Hamburg-Finkenwerder. Mit sächs. „-werda“ verw. wie in Elsterwerda und mit odt. „Wörth“ wie in Donauwörth, Wörthersee. | Rheinland | Herseler Werth, Nonnenwerth (bei Rolandseck), Kaiserswerth (D-Dorf) | ||
Wissing | mglw. von einem Familiennamen „Wissinger “ oder von lat. vis = Kraft ? | ganz Dtld ? | Wissingen (Bissendorf), Wissing Esch (Vreden, Westmünsterland) | |||
Wöste | eine Wüstung | aus dem Platt, wööst = wüst | Westfalen, OS | Wöstefeld (OS) | ||
Zuschlag | der
in der offenen Mark ausgewiesene Kamp, der privates Eigentum war und
sofort eingefriedet werden mußte. Er wurde dem Eigentümer durch
Aufteilung „zugeschlagen“ . | Norddt., Westfalen, Lippe, Rheinland, Hessen | ndt. Toslag, Tauslag, od. Toslach | Im Zuschlag (Bramsche, Bissendorf, Alfter u.a.) | 1, 10 |
Betonung
Wer aus der Gegend kommt oder lange dort gewohnt hat, betont Flurnamen und Ortsnamen auf dem letzten Wortbestandteil; meistens auf der vorletzten Silbe. Z.B.:
Wachs´bleiche, Schlede´hausen, Bruch´mühlen, Oster´cappeln, Wester´kappeln, Lämers´hagen, Stein´hagen, …
Römer´esch´straße (Betonung nicht vorne)
Oder auf der letzten Silbe, falls diese ein „eigenständiger Wortbestandteil“ ist; jedenfalls nicht vorne :
Osna´brück, Wester´berg, Atter´feld, ...
Quellenverzeichnis :
1 http://www.wallhecke.de/Niederdeutsch/niederdeutsch.html , niederdt. Wörterbuch für Feld- und Flurnamen, von Georg Müller, 2001
3 http://www.onomastik.com/on_grundwoerter.php
4 Hans Bahlow, Deutsches Namenlexikon
5 www.plattdeutsch-niederdeutsch.net/woerterbuch/brockhagen2.htm, Ravensberger Platt Wörterverzeichnis (Wöerebouk), von Heinrich Stolte und Olaf Bordasch
6 www.zeitspurensuche.de/02/flur1.htm - Zur Bedeutung alter Orts- und Flurnamen in Haan, Hilden, Wuppertal und Umgebung, von Marina Alice Mutz
7 www.zeitspurensuche.de/02/wort1.htm - Wörterbuch: Worterklärungen und Begriffe aus alten Urkunden und Dokumenten insbes. des Bergisches Landes, von Marina Alice Mutz
8 www.kreisheimatbunddiepholz.de/20-21 Flurnamenecke 28.pdf, Flurnamen von Rehden, von Joachim Kroll
9 http://www.joachim-schroeder.com/html/flurnamen.html, von Joachim Schröder, Pronsfeld (Kreis Bitburg-Prüm)
10 Westfälischer Flurnamenatlas, LWL - Landschaftsverband Westfalen-Lippe, bearbeitet von Günter Müller. Eine Inhaltsübersicht findet sich hier: https://www.lwl.org/LWL/Kultur/komuna/publikationen/westf_flurnamenatlas/
11 http://flurnamen-ostfriesland.de/flurnamen/GlossarFlurnamen-03.2015.pdf, von Cornelia Ibbeken, Rastede
12 http://www.plattdeutsch-niederdeutsch.net/woerterbuch/brockhagen1.htm, Wörterverzeichnis zu „Bauernhof und Mundart in Ravensberg“ von Heinrich Stolte und bearbeitet, ergänzt und neu herausgeben von Olaf Bordasch